Beschreibung
Weitblick
Der Einfluss der kurkölnischen Hofkapelle zu Bonn auf den
jungen Beethoven ist nicht hoch genug einzuschätzen. In
lockerer Folge widmet sich das Beethoven Orchester
Bonn dem reichen Fundus seines Vorgängerensembles –
mit immer wieder erstaunlichen Ergebnissen: Der
neueste Coup bestätigt mit Werken von Anton Reicha,
Andreas Romberg und Paul Wineberger das vermeintlich
verschlafene rheinische Provinznest als Zentrum der
musikalischen Avantgarde.
Vision
Die Notenbibliothek des habsburgischen Kurfürsten
Maximilian Franz umfasste etwa 3.500 Titel und war
damit erheblich umfangreicher als die seines Bruders
Joseph am Wiener Hof. Bevorzugt das Neueste wurde
angeschafft – gleichzeitig ein Ansporn für die
komponierenden Musiker der Hofkapelle, auf der Höhe
der Zeit zu schreiben. Die Einleitung zu Reichas „Grande
Ouverture“ ist harmonisch so kühn, dass man sie eher ins
Paris der 1840er Jahre verorten würde; selbst dort wäre
sie noch als hypermodern empfunden worden. Die
Sensation folgt jedoch dann mit dem Hauptteil: Das
ausgedehnte Allegro ist durchgehend im 5/8‐Takt
gehalten!
Quelle
Der Ruf der stattlichen Hofkapelle, in der neben
Spitzenmusikern von europäischem Rang immer wieder
auch adlige Dilettanten mitwirkten, reichte weit über das
Rheinland hinaus. Paul Wineberger war von der
ungewöhnlichen Qualität des Orchesters so angetan, dass
er gleich ein halbes Dutzend Sinfonien zurückließ. Die DDur
Sinfonie überrascht mit aparter Instrumentation, vor
allem aber mit etlichen Solopassagen, mit denen die
Bläser der Hofkapelle ihre individuellen Fähigkeiten
präsentieren konnten.
Frischegarantie
Wie hoch das instrumentale Niveau war, lässt sich an
Rombergs Violinkonzert ablesen. Wie sein Vorgänger
präsentiert der Konzertmeister des Beethoven
Orchesters Bonn, Mikhael Ovrutsky, den hochvirtuosen
Solopart mit bestechender Brillanz. Dirk Kaftans
feinfühliges Dirigat verleiht Rombergs liebevollem
Orchestersatz schwungvolle Frische. Für das perfekte
Eintauchen in die Atmosphäre höfischer Musikkultur am
Ende des 18. Jahrhunderts ist die Wiedergabe im
dreidimensionalen 2+2+2‐Format wärmstens zu
empfehlen!
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