ungefragt
Charles Ives´ Oeuvre ist ebenso umfangreich wie rätselhaft. Haben „The Unanswered Question“ und „Central Park in the Dark“ so etwas wie Kultstatus erreicht, sind seine Kammermusik und Lieder nahezu unbekannt. Das Ensemble Avantgarde und die Sopranistin Julia Sophie Wagner machen sich auf die Entdeckungsreise zu einem Komponisten, der seiner Zeit um Längen voraus war.

ungewöhnlich
Fast gleich alt wie Arnold Schönberg, war Ives künstlerisch isoliert. Vier Jahre Kompositionsunterricht bei Horatio Parker in Yale hinterließen deutlich weniger Eindruck als die Jugendjahre mit seinem experimentierfreudigen Vater George Edward. Der ließ als Armeekapellmeister schon einmal mehrere Marching Bands aus unterschiedlichen Richtungen auf den Marktplatz von Danbury marschieren – jeweils andere Märsche spielend, natürlich. Das scheinbar kakophone Nebeneinander von Unzusammenhängendem findet sich denn auch immer mal wieder in den Kompositionen des Junior.

unabhängig
So zum Beispiel in „Old Home Day“, wo zum einigermaßen klassischen Lied ganz unvermittelt eine Piccoloflöte hinzutritt – offensichtlich, ohne sich vorher über Repertoire und Tonart abgestimmt zu haben… Über die Akzeptanz seiner Musik musste Ives sich - zumindest wirtschaftlich - keine Sorgen machen. Mit einer eigenen Versicherungsgesellschaft wurde er steinreich. „Warum schreiben Sie so vieles, was kein Mensch je zu Gesicht bekommt? – Dafür gibt es viele gute Gründe, aber keiner ist der Erwähnung wert“, so Ives im Nachwort der im Selbstverlag veröffentlichten Liedersammlung.

unterhaltsam
Viele Werke liegen in unterschiedlichen Versionen und Besetzungen vor. Das träumerische „Remeberance“ findet sich in gleich drei Fassungen auf dieser gleichermaßen hochkarätigen wie originellen CD. Von ganz romantisch (wie bei „Feldeinsamkeit“) bis zu Gebrauchsmusik („Circus Band“): Bei Ives findet sich alles, und mitunter auch alles zu gleicher Zeit.