Müllerin
Zum 200. Geburtstag des Komponisten wartet das renommierte Leipziger Streichquartett mit einer Weltersteinspielung des 5. Streichquartetts aus Joachim Raffs viel zu wenig beachteter Kammermusik auf. Ergänzend präsentieren die vier Musiker das Quartett op. 192,2 mit dem Beinahmen „Schöne Müllerin“ – und wer da gleich an Schubert denkt, liegt nicht falsch und ist dennoch auf dem falschen Pfad.

Morgen
Denn anders als bei Schuberts scheint Raffs Wandergesellen kein tragisches Ende, sondern ein besseres Schicksal zuteil zu werden. Auch hier verliebt sich der Jüngling in die Tochter des Müllers, auch hier gibt es – wie der Titel des 4. Satzes verrät – „Unruhe“, aber nach einer „Erklärung“ endet das Werk im schmissigen „Polterabend“. Warum Raff dann nicht auch gleich eine Hochzeit mitkomponiert hat, bleibt sein Geheimnis…

Muster
Während die „Schöne Müllerin“ wie eine Suite angelegt ist, folgt das 5. Streichquartett der klassischen Form. Raff hatte sich bereits vom Einfluss Liszts gelöst, und so ist das Werk geprägt von der überaus geschickten Verarbeitung der oft eingängigen Motive. Bemerkenswert ist der schnelle zweite Satz, dessen geläufige Variationen mendelssohnschen Esprit atmen.

Mythos
Immer wieder blitzt wienerische Dreiviertel-seligkeit auf. Ob damit eine Referenz an Joseph Hellmesberger, den Primarius etlicher Raff- Uraufführungen verbunden ist? Dem Leipziger Streichquartett jedenfalls ist die Freude an dieser lebensbejahenden Musik deutlich anzuhören!