Zeitgenosse
Aufsehen erregte das Trio Parnassus schon mit der
Weltersteinspielung von Vol. 1 der Kammermusikwerke
von Johann Christian Heinrich Rinck, der in
diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiert. Das Trio
Parnassus hat sich seit seinem Bestehen immer
wieder längst vergessener Musik gewidmet. Einmal
mehr wird der Entdeckergeist belohnt, und mit
klangschöner Verstärkung durch Helen Dabringhaus
an der Flöte zeigt auch diese hochwillkommene
Neuerscheinung: Es muss nicht
immer Beethoven sein!
Tausendsassa
Rinck bevorzugt die kleinere Form, einige der
Klaviertrios bestehen gar nur aus ein oder zwei
Sätzen. Eine Ausnahme bildet das große Trio DDur,
das schon mit der langsamen Einleitung einen
höheren Anspruch reklamiert. Statt detailverliebter
Motivarbeit setzt der Komponist aber zumeist lieber
auf originelle Einfälle, allenfalls im 3. Trio aus op.
34 scheint ein bisschen Beethoven durch. Nur
selten bedient Rinck sich einer Moll-Tonart, der
heitere Tonfall überwiegt ganz deutlich.
Lehrmeister
Von großer Originalität ist das Trio für Flöte,
Violoncello und Klavier, das mit einem
unbeschreiblich schönen langsamen Mittelsatz
aufwartet, umrahmt von volkstümlichen Anklängen
in den Außensätzen. Dass Rinck die hier
eingespielte Violinsonate erneut als „Sonate très
facile“ tituliert, scheint angesichts sehr anspruchsvoller
instrumentaltechnischer Anforderungen kühn
– als versierter Pädagoge stellt er wohl eher auf
den gefälligen Charakter der Preziose ab, deren
galanter Stil an Mozarts Gattungsbeiträge erinnert.
Strahlemann
Auch wenn Rinck gleichen Jahrgangs ist wie der
momentan omnipräsente Beethoven, so könnte die
Musik doch nicht unterschiedlicher sein:
Rokokohafte Leichtigkeit trifft auf romantisches
Empfinden, von grüblerischem Sturm und Drang ist
nichts zu spüren. Doch was die vier Musiker daraus
machen ist weit mehr als feine Unterhaltung und
macht das Zuhören dieser auch klangtechnisch
ausgefeilten Super Audio CD zu einem puren
Vergnügen.